Merkel ist komplett bescheuert

Man muss es an den Anfang stellen: Der Skandal ist nicht, dass Tafeln mittlerweile Anmelderegister führen (müssen) und dabei in eigner Verantwortung entschieden haben, deutsche Armutsrentner zu bevorzugen. DER EINZIGE SKANDAL IST, DASS ES ÜBERHAUPT TAFELN GEBEN MUSS!!!! Verantwortung trägt dafür beinahe so lange wie es Tafeln gibt: Angela Merkel.

Unter Merkels Niveau dumm war daher ihre diesbezügliche Einlassung – ganz als hätte sie und ihre Politik mit dem unübersehbaren Elend der betroffenen Menschen – egal ob Deutsche oder Ausländer – nichts zu tun.

Merkel hat zunächst andere „Kategorisierungen“ vorgeschlagen – ist sie eigentlich total bescheuert? Jetzt lässt sie professionell zurückrudern.

Für uns Volk ist das so hilfreich wie der Ratschlag, eben Kuchen zu fressen, wenn kein Brot mehr da ist.

Die Göttinnendämmerung ist überfällig.

Mut zur Wahrheit?

Ist politische Inkorrektheit gegenüber politisch Inkorrekten politisch inkorrekt?

weidel-alice-afd-bvMut zur Wahrheit: Wer derzeit bei der AfD adrett ins rechte Horn bläst, hat gute Chancen auf ein Bundestagsmandat. In diesem Sinn zieht auch die hübsche rechtsliberale Alice Weidel (Foto), Mitglied im Bundesvorstand der AfD, mit basisgefälligem Politiker-Bashing durch die Lande. https://www.youtube.com/watch?v=V1rfdB2Jihk

Dass die promovierte Volkswirtin als ehemalige Inverstmentbankerin und Vermögensverwalterin der bei der AfD-Basis verhassten Elite zuzurechnen ist, scheint im Moment ebenso wenig widersprüchlich, wie die Tatsache, dass die unverheiratete Lesbe ihr Kind in einer homosexuellen Partnerschaft großzieht.

Frau Dr. Alice Weidel, soviel Chuzpe finden wir mutig.

Historia magistra vitae, Frau Doktor! Ernst Röhm haben seinerzeit weder seine Verdienste für die Bewegung noch sein Reichstagsmandat vor der Homophobie seiner Partei zu schützen vermocht.

Ich will nicht „in Deutschlandfahnen baden“

fahnenmeer_2016Alexander Gauland von der AFD, kurz vor der Fußball-EM durch scheinbar grenzdebile Äußerungen über Jerome Boateng und das DFB-Team aufgefallen, ist keinesfalls, wie von mir in einem ersten Furor behauptet, nur ein „frustrierter, schamlos verlogener und dummer alter Mann“. Das greift nicht nur zu kurz, es ist sogar falsch und verharmlost diesen Mann. Ob man Alexander Gauland bereits einen Nazi nennen sollte, oder überhaupt darf, sei dahingestellt. Ein erfolgreicher rechter Demagoge ist er allemal. Anfang Juni 2016 hat Alexander Gauland einmal mehr bewiesen, wie professionell er sein Fach und den Umgang mit den Medien beherrscht. Und wir sind ihm vermutlich alle, auch die ZEIT, Anne Will und der SPIEGEL, auf den Leim gegangen.

Jan Fleischhauer empfiehlt in seiner SPIEGEL-Kolumne vom 06.06.2016 Gauland wörtlich zu nehmen. Das ist zwar ein erster Schritt, greift aber immer noch zu kurz. Man sollte in Betracht ziehen, dass jemand wie Alexander Gauland auch das mit der Lügenpresse so meint wie er es sagt – und Interviews und Talkshow-Auftritte mit allem Zynismus für seine Ziele vernutzt.

Ich vermute, Alexander Gauland kommuniziert schlicht durch Andersdenkende hindurch, ganz egal ob ihm Anne Will vermeintliche Fangfragen stellt oder Justizminister Heiko Maas höchstselbst ihn zu widerlegen versucht. Ob er seinen scheinbaren Gesprächspartnern argumentativ standhält, spielt für ihn eine nachgeordnete Rolle – für ihn und seine Zielgruppe sind sie ohnehin nur Politiker-Darsteller, Lügenpresse-Vertreter, Vertuscher, Schönredner und verirrte Gutmenschen. Während sie sich empören und ihm widersprechen verstärken sie seine Wirkung auf die, die er erreichen will. Was Gauland da absondert, sind keine Chiffren, die es zu enträseln gilt. Für seine Zielgruppe sind das verständliche Inhalte, klare Positionen und nur noch kümmerlich kaschierte politische Bekenntnisse zur nationalen Rechten.

Wie Gauland mit seinen Wählern kommuniziert, zeigt ein von AFD-Television veröffentlichtes youtube-Video, aufgenommen auf einer Demo in Elsterwerda (Brandenburg) am 2.06.2016, also wenige Tage nach dem umstrittenen Interview. Hier zitiert Redner Gauland vier Mal, wie beiläufig, den Spruch „Heute sind wir tolerant und morgen fremd im eigenen Land“ – von einem vor ihm hoch gehaltenen Demonstrationsplakat. Der Spruch ist nicht neu, stammt nachweislich von der NPD und ist seit vielen Monaten auf den Demonstrationen der braunen Wutbürger zu sehen. Die Asylpolitik der „Noch-Kanzler-Diktatorin“ Angela Merkel geißelt er als Irrsinn, die vor ihm (und um das NPD-Plakat versammelten) fordert er auf „mit allen Mitteln dagegen (zu) stehen und dagegen (zu) kämpfen“. Die Menge applaudiert und skandiert „Widerstand“.

Alexander Gauland, AFD-TV
https://www.youtube.com/watch?v=STUZrZ4gl7A

Faktisch ist der scheinbar so harmlose Kampagnenspruch „Heute sind wir tolerant und morgen fremd im eigenen Land“ eine Art roter Faden zwischen AfD und NPD. In der rechtsextremistischen Szene populär gemacht, hat ihn die Neonazi-Band Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten. Das zu deren Song „Fahnenmeer“ von „NS Christ“ auf youtube eröffentlichte Video, ist ein bislang vom Rechtsstaat wohl unentdecktes Meisterwerk rechtsextremer Propaganda. Zugleich gewährt es einen einzigartig unverstellten Einblick in das Weltbild derer, mit denen Alexander Gauland spricht, wenn er sagt, was er sagt.

NS Christ / Nazipropaganda
https://www.youtube.com/watch?v=0phvnyBVjZQ

Gauland weiß genau, was er sagt, wem es gilt und wie es dort ankommt. Als argumentative Überlegenheit daherkommende intellektuelle Überheblichkeit ist ganz sicher der falsche Weg der Auseinandersetzung – und ziemlich sicher auch zu wenig Widerstand. Gauland und seine Nazifreunde jedenfalls meinen es ernst mit einem ganz anderen Deutschland  – und wollen keinesfalls nur „in Deutschlandfahnen baden“.

Anmerkung des Autors: Bitte melden Sie das youtube-Video nicht – ich finde es hat seine Berechtigung am Rande der Legalität. Den Artikel zu verlinken ist natürlich erwünscht. Aber bitte verbreiten sie die Links nicht unkommentiert. Zumindest beim Zweiten handelt sich ohne Zweifel um Nazi-Propaganda.

ZEITUNGSAUSTRÄGER SIND LEISTUNGSTRÄGER!

Mittelwertig verdient ein Zeitungszusteller 2015 rund 1.000 EUR weniger als ihm zustünde, würde auch für ihn oder sie der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 EUR gelten.

Mittelwertig verdient ein Zeitungszusteller 2015 rund 1.000 EUR weniger als ihm zustünde, wenn auch für ihn oder sie der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 EUR bereits gelten würde. Foto: verdi

Zeitungsausträger gehören meines Erachtens zu den Leistungsträger eines Zeitungsverlages. Trügen sie nicht bei Wind und Wetter frühmorgens die druckfrische Zeitung zuverlässig bis an den Briefkasten, würde heutzutage kein Mensch mehr eine Tageszeitung abonnieren – völlig egal was drinsteht. Ich weiß ganz genau wovon ich spreche, meine Mutter hat über vierzig Jahre die Badische Zeitung ausgetragen.

Trotzdem ist es der Verlegerlobby in der Diskussion um den Mindestlohn gelungen, ausgerechnet für diese Berufsgruppe eine nachteilige Ausnahmeregelung durchzusetzen. Statt einem Mindestlohn von 8,50 EUR erhalten auch erwachsene Zeitungszusteller (und Austräger von Anzeigenblättern mit redaktionellem Inhalt) bis Ende 2015 lediglich 6,38 EUR (75% von 8,50 EUR) und 2016 nur 7,23 (85% von 8,50 EUR). Erst ab 2017 erhalten Zeitungszusteller den für fast alle anderen Branchen bereits für 2015 gültigen gesetzlichen Mindestlohn. Sollte bis dahin die Mindestlohnkommission den Mindestlohn allerdings bereits erhöht haben, wird diese Erhöhung für Zeitungszusteller wiederum erst 2018 wirksam. Konkret bedeutet das, dass Zeitungszusteller mindestens weitere zwei Jahre unterhalb des gesetzlichen Mindestlohn bezahlt werden. Meiner Meinung nach ist das eine bodenlose Sauerei!

Faktisch steht euer Tageszeitungsausträger sechs Mal in der Woche um 4 Uhr für euch auf, schwingt sich gegen 4.30 Uhr bei jedem Sauwetter auf sein Fahrrad (oder nutzt auf eigene Kosten seinen PKW), fährt zum Distributionspunkt, lädt seine Zeitungspakete (und wenn er Pech hat noch ein paar Bündel nicht eingeschossene Beilagen) ein und macht sich schwer beladen auf in sein Verteilgebiet. Wir dürfen annehmen, dass seine oder ihre Arbeitszeit trotzdem erst beginnt, wenn er den ersten Briefkasten erreicht hat. Zwischen 4.45 – 6.15 Uhr steckte er oder sie – je nach Gebiet und Abodichte – zwischen 60 – 180 Zeitungen in Briefkästen und Zeitungsrollen. Im Winter ist der Zeitungsausträger zudem die ärmste Sau, er oder sie ist fast immer vor dem ersten Streudienst unterwegs.

Rechnen wir mal gegen was er oder sie aktuell dafür bekommt: 26 Tage x 1,5 Stunden x 6,38 EUR = 248,82 EUR! Das sind mittelwertig 9,57 EUR pro Einsatz. Für um 4.00 Uhr für uns aufstehen und um 6.30 Uhr wieder heimkommen. Gälte der Mindestlohn bereits , wären es übrigens auch nur 12,75 EUR – und ich gehe jede Wette ein, dass dafür kaum einer von uns auch nur um 4.00 Uhr aufstehen will.

Auf diese Weise spart der Verlag, bzw. meist dessen längst ausgegliederte Vertriebseinheit, dieses Jahr pro Monat und Austräger 82,68 EUR ein, was sich über das Jahr mithin auf fast 1.000 EUR pro Austräger summiert.

Oder, um es konkret zu sagen: Jeder Zeitungsausträger wird dieses Jahr von seinem Arbeitgeber um fast 1.000 EUR beschissen. Einfach weil ein paar Dutzend Tageszeitungsverleger für Politiker so viel wichtiger sind, als Hundertausende von anständigen Menschen, deren Wecker morgen früh wieder um 4.00 Uhr für uns klingelt.

DAS mußte ich jetzt auf jeden Fall mal loswerden.

Effektiv gegen das schlechte Gewissen hilft derzeit nur ein gelegentlicher Zehner Trinkgeld. Meine Mutter hat sich über solche Zeichen persönlicher Wertschätzung immer besonders gefreut.


Erstveröffentlicht am 26.04.2015 / mas
werra-meissner-dreist.de – news aus dem wmk – aktuell, kritisch, anspruchsvoll
ZEITUNGSAUSTRÄGER SIND LEISTUNGSTRÄGER!

Endlich eine Nazi-Datenbank!

Winnie Puuh der deutschen Innenpolitik: Innenminister Hans-Peter Friedrich, CSU.

In meinem Land ist der Wurm drin. 36 unterschiedliche Behörden schützen, bzw. wie wir mittlerweile wissen, simulieren, uns bzw. unseren Rechtsstaat vor Rechtsradikalen zu schützen. Viele dieser Beschützer haben sich in der Vergangenheit, sehr zum späteren Ärger mancher Richter, vor allem dadurch hervorgetan, dass sie an führender Stelle (und mit Steuergeldern!) eifrig am Aufbau der zu bekämpfenden rechtsradikalen Netzwerke mitgewirkt haben. Einen Sinn kann in dieser „Schutzarbeit“ ein normal tickender Mensch wie ich, selbst bei längerem, wohlwollendem Nachdenken, nicht entdecken. Den von den Thüringer Nazis ermordeten Menschen, das ist mittlerweile nachgewiesen, hat die ganze Schützerei auf jeden Fall nicht genützt.

Inhaltslose Verantwortungspropaganda
Dass, wenn beim offensichtlichen Versagen ertappt, dieser ganze „Staatsschutz-Apparat“ die sie zu kontrollieren simulierenden Politiker nach Leibeskräften und mit ganzer schnauzbärtiger Handwerkskunst anlügt und an der Nase herumführt, wundert am Ende nur Politiker, die selbst längst auf ihre eigene Verantwortungspropaganda hereingefallen sind. Fakt ist: Unsere Staatsschützer machen was sie wollen – und das ist im Regelfall nicht viel oder zumindest nicht was sie sollen. Und die Politik weiß nicht was sie tut.

Datenbank statt Abschaffung
Statt der, wie von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in einem der seltenen lichten Momente geforderten Abschaffung, bekommt unser „Sicherheitsapparat“ jetzt auch noch eine zentrale Datenbank. Man wolle dem – mit tätiger Mithilfe aufgebauten – braunen Netzwerk nunmehr mit einem eigenen Sicherheitsnetzwerk begegnen, irrlichtern sogenannte Verantwortliche heute öffentlich. Mittendrin in dieser absurden Inszenierung drückte der Winnie Puuh der deutschen Innenpolitik, Innenminister Hans-Peter Friedrich, heute mit den Worten „Na also!“ den „Startknopf“ zu diesem Irrsinn.

Für Nazis und stinkfaule verbeamtete Staatschützer, soviel steht fest, ist das heute ein guter Tag.

zwischenrufer / 20.09.2012

Christian Wulff zurückgetreten

Bundespräsident Christian Wulff ist zurückgetreten.

Christian Wulff ist endlich vom Amt des Bundespräsidenten zurückgetreten. Anstoß des überfällligen Rücktritts war ein Antrag der Staatsanwaltschaft, Wulffs Immunität aufzuheben. Natürlich habe er Fehler gemacht, sagte er heute Morgen, sei aber „immer aufrichtig“ gewesen und habe sich „rechtlich korrekt“ verhalten.

Doch nun seien seine Wahrnehmungsmöglichkeiten beschränkt, könne er seine Aufgaben wegen der Vorwürfe gegen ihn „nach innen und außen“ nicht mehr richtig wahrnehmen.

Keine Entschuldigung, keine Reue, kein Bedauern. Christian Wulff beweist auch im Abgang, dass er von einem Amt zurückgetreten ist, für das er schon immer eine Fehlbesetzung war.

Deutschland brauche einen Präsidenten, der uneingeschränkt das Vertrauen der Bevölkerung habe und sich den gewaltigen nationalen und internationalen Herausforderungen widmen könne, sagte Wulff. Wie wahr!

Das können indes nur die Mindestanforderungen an den Nachfolger Christian Wulffs sein. Vermutlich finden die Parteien um Angela Merkel bei ihrer morgigen Sichtung noch keinen Kandidaten, schon um diesen nicht verfrüht in die öffentlichen Schlagzeilen zuwerfen. Wir werden bald sehen, wer aussteigt, wenn Angela Merkels Personalkarussell diesmal zum Stehen kommt.

Bayerns Ministerpräsident und Präsident des Bundesrates Horst Seehofer (CSU) wird vorerst die Amtsgeschäfte des Bundespräsidenten übernehmen.

zwischenrufer / 17.02.2012

Dumm gelaufen für Christian Wulff

Das letzte Lichtlein brennt für Bundespräsident Christian Wulff. foto: www.bundespraesident.de

Merkwürdiger Jahresbeginn.  Der Bundespräsident tritt aktiv für Nächstenliebe ein und erinnert uns daran, von unseren Freunden für die Nutzung von Gästezimmer und Handtüchern keine Miete zu nehmen. Kai Diekmann (BILD),  der Wulffs törichten Anruf auf seine Mailbox längst ohne jede Rücksicht auf Amt oder Persönlichkeitsrechte an Freund und Feind durchgesteckt hat, um Wulffs Rücktritt nicht alleine vor Kanzlerin Merkel verantworten zu müssen, geriert sich als Retter der Pressefreiheit und fordert Transparenz.

(Zeitgleich treffen sich die Liberalen zum gefühlten 1000. Mal in Stuttgart. Bestimmt reden Sie mal wieder darüber was sie alles Tolles liefern wollen. Mit etwas mehr Mut beschlössen sie die Selbstauflösung.)

Doch zur Sache: Ehrlich, wenn ich mal zu betrunken war um nach Hause zu fahren, wollte noch nie einer meiner Freunde Geld von mir. Aber genauso selbstverständlich bezahle ich, wenn wir die Ferienwohnung von Freunden wochenweise als Urlaubsdomizil nutzen, zumindest die anfallenden Kosten.  Selbst die Geschichte mit dem Kredit eines befreundeten Unternehmers wäre eine Lappalie, hätte sich Christian Wulff in der Vergangenheit nicht selbst als Schaf unter Wölfen inszeniert. Und dann – wenn man mal an den eigenen Plattitüden gemessen werden soll  – vermutlich verkatert – auf Kai Diekmanns Mailbox zu drohen ist natürlich auch nicht die feine Art. Dumm gelaufen, Herr Bundespräsident.

Problematisch wird das jetzt vor allem, weil wir (Internetaktivisten, Blogger und Umfragevolk) der BILD vor kurzem erst ihr Lieblingsspielzeug (zu Guttenberg) aus der Hand geschlagen haben. Diesen Sieg der Demokratie gegen die Bild-Zeitung wird uns diese so schnell nicht verzeihen. Da wird auf dem Altar der Wiedergutmachung noch so mancher Wulff geopfert werden müssen, bis man bei der BILD zu alter Stärke und Selbstbewusstsein zurückgefunden hat.

Um zwei Dinge geht es hier allerdings bestimmt nicht: Um Pressefreiheit oder die Würde des Amtes. Viel eher beschimpfen sich hier eher zwei ausgebuffte Schlitzohren. Wulffs Problem: Kai Diekmann ist es von Berufs wegen gewohnt, bis zu den Knien in der Scheiße zu stehen und genüsslich darin zu wühlen. Da Wulff  längst alleine dasteht, ist es also vermutlich nur noch die Frage, ob er länger Kraft zum Aussitzen hat, als die Bild-Zeitung Lust ihn vor sich herzutreiben. Aber das ist wie bei Katz und Maus: Im richtigen Leben werden der Katze erst tote Mäuse langweilig.

(FDP? Vermutlich wieder keine Selbstauflösung beschlossen. Ich weiß es aber ehrlich gesagt nicht so genau, ich bin bei Patrick Röslers Rede bereits eingeschlafen gewesen.)

Tipp: Interview mit Wulff vom 04.04.2012
http://www.bundespraesident.de/DE/Home/home_node.html#-gallery

zwischenrufer / 06.01.2012

Philipp Rösler binnen weniger Wochen entzaubert

Philipp Rösler - seit Mitte Mai 2011 Parteichef der deutschen Liberalen.

Philipp Rösler - seit Mitte Mai 2011 Parteichef der deutschen Liberalen.

Philipp, jetzt hatten wir uns so gefreut, über deine Wahl zum FDP-Vorsitzenden. Am meisten für uns selbst natürlich, weil wir hofften dass uns künftig Guido Westerwelles gleichermaßen bescheuerte wie realitätsferne Leistungsträger-Arien erspart bleiben. Für dich auch, weil du ja so ein netter Kerl bist und eine so anrührende Vita mitbringst. Und natürlich am meisten für das Gemeinwohl: Du versprachst zu „liefern“ statt immer nur zu lamentieren. Das ist zwar erst  sechs Wochen her, aber wie dein legendärer Vorgänger hast auch du einen Fehlstart hingelegt.

Wechsel ins Wirtschaftsministerium klug
Da du noch „Welpenschutz“ genießt, wollen wir milde sein. Vom Gesundheits- ins Wirtschaftsministerium wären wir auch gewechselt. Dort fällt viel weniger auf, wenn nichts voran geht, was dein Vorgänger, die Blaupause aller Dampfplauderer, Rainer Brüderle, uns trefflich vorgeführt hat. Zudem kommst du mit dieser Rochade auch um die Erkenntnis herum, dass der Medizin- und Pharamindustrie ordentlich egal ist, wer unter der Knute ihrer Lobbyisten als „Gesundheitsminister“ ihre Ziele gegen die Interessen der Versicherten und Kranken durchsetzt.

Wuchtbrumme ohne Doktortitel
Weniger schön ist da schon die Plagiatsaffäre um Silvana Koch-Mehrin. Zur letzten Europawahl hatte die blonde Wuchtbrumme aus Karlsruhe noch fett den – zwischenzeitlich aberkannten – Doktortitel auf jedes Plakat drucken lassen. Was andere EU-Parlamentarier (anderer Fraktionen) allerdings nicht davon abhielt, ihr häufiges Fehlen im Parlament zu kritisieren. Dass Frau Koch-Mehrin jetzt, nachdem rausgekommen ist, dass auch sie bei ihrer Doktorarbeit beschissen hat, alle arbeitsintensiven politischen Ämter niedergelegt hat und sich jetzt  ganz auf das einträgliche Europamandat konzentrieren will, klingt wie ein Treppenwitz.  Silvana Koch-Mehrin hat dem Eindruck Vorschub geleistet, sie sei eine ebenso faule wie gierige FDP-Politikerin und dabei eine Schande für jede Partei. (Mir wären wüstere Formulierungen eingefallen, aber Ex-Frau-Doktor klagt gerne.) Hier hättest du liefern können, Philipp, ein Machtwort, einen Arschtritt. Du hast geschwiegen, vermutlich weil ihr euch aus gemeinsamen Tagen im FDP-Kindergarten lange schon kennt.

Die Vermögen der Vermögenden retten
Vielleicht hattest du ja keine Zeit für solche uns in Rage bringenden Nichtigkeiten, schließlich retten jetzt alle die etwas auf sich halten die Griechen.  Du natürlich auch. Obwohl alle wissen, dass die Griechen nicht zu retten sind. Denn tatsächlich rettet ihr ja nur die Banken, also das Geld der Reichen – auf Kosten aller Steuerzahler und der nächsten Generation(en). Auch hier, beim dreisten Bruch der europäischen Verträge, übrigens mit der Auflage verbunden, in Griechenland die Steuern zu erhöhen und endlich auch konsequent einzutreiben, hast du geschwiegen, aber – natürlich – mitgemacht.

Endlich: Steuersenkung!
Und mitten in dieses Schweigen hinein bläst du jetzt zur Hatz durch das Sommerloch? Willst, wie SPIEGEL Online berichtete, von Angela Merkel geduldet, ausgerechnet mit dem Thema Steuersenkung auf Werbetour? Hast du sie noch alle? Verstehst du das unter „liefern“? Vielleicht mag das ja daran liegen, dass deine vermögende Klientel erst zufrieden sein dürfte, wenn ihre Vermögensbildung vollständig von aller Verantwortung für das Gemeinwesen entkoppelt ist. Denn: Leisten nicht Zahnärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater und Mittelständler ohnehin tagtäglich schon genug für das Gemeinwohl? Wäre es da nicht ohnehin leistungsgerecht sie vollständig von Steuern zu befreien?

Ach wenn er nur geschwiegen hätte
Philipp, jetzt hatten wir uns so gefreut, für dich, auf dich. Aber natürlich sind mit einer Zustimmung von 95,08%  bei der Wahl zum Vorsitzenden der FDP auch gewaltige Erwartung verbunden. Aber musstest du jetzt echt so schnell „liefern“? Von mir aus hättest du noch eine Weile schweigen können – zumindest mit dem unerträglichen Steuersenkungsgeschwafel. Wieder ein Politiker binnen weniger Wochen entzaubert. Schade, wirklich frischer Wind,  ein FDP-Politiker der es ernst meint statt sich lediglich zu inszenieren, würde der Koalition wohltun.

zwischenrufer / 29.06.2011

Wieder keine einzige Faschistin bekämpft

Faschistinnen bekämpfen - was für ein Unsinn.

Faschistinnen bekämpfen - was für ein Unsinn.

„Faschistinnen bekämpfen“ fordert ein Plakat gegen den NPD-Parteitag am 22.05. in Northeim bei Göttingen, das in Kassel wild an einem Stromverteiler prangt. Die Oberzeile informiert,  irgendwer wolle „den NPD-Parteitag zum Desaster machen“. Darunter ein Foto, auf dem  augenscheinlich gerüstete Polizisten auf  schwarzgekleidete, allesamt helmvermummte „Demonstranten“ stoßen. Kein einziger Faschist, schon gar keine Faschistinnen zu sehen. Wer da wem mit welchen Mitteln was veranstalten will und was ich damit zu tun habe, erschließt sich mir zunächst nicht. Kommunikationstheoretisch ist das Plakat also allemal ein Desaster. Ich beginne professionell zu staunen und zücke – Reporterpflicht – meinen Fotoapparat.

Staunen ist eine Soziologentugend
Tatsächlich, von Heinrich Popitz (Freiburger Soziologe, 1925-2002) habe ich (nicht nur) zu staunen gelernt.  Er liebte Verknappungen und hätte  die merkwürdige Blüte, die uns da am linken Rand des Weges begegnet mit Leidenschaft im Sinne seiner Machttheorie seziert. „Faschistinnen bekämpfen“, aha.

Schlagt die Faschisten

„Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft“, sozusagen die Urmutter aller antifaschistischen Parolen, stammt wohl vom KPD-Funktionär Heinz Neumann, aus den späten 1920er Jahren. Damals war nicht ganz klar, ob er ausschließlich die aufkommenden Nazis, oder – entsprechend der – umstrittenen – Sozialfaschismusthese auch den „linken Flügel des Faschismus“, also die Sozialdemokratie, meinte. Schlagen wollte er auf jeden Fall, die Faschisten, überall. Schlagt die Faschisten, ein Aufruf zur außerstaatlichen, ideologisch legitimierten körperlichen Gewaltanwendung  gegen Nationalsozialisten. Illegal natürlich, aber im Geheimen hoffen wir alle, wir hätten – in jener Zeit lebend – den Mut zum Widerstand gehabt.

Gewalt gegen die sich organisierende NPD
Auch in den 1970er und den frühen 1980er Jahren war die Parole wieder plakatfähig. Lediglich der Kontext hatte sich geändert: Im späten Wirtschaftswunderdeutschland war Gewalt plötzlich völlig out. „Make love not war“, das Motto der Älteren, ergänzt durch das frühgrüne „Frieden schaffen ohne Waffen“ hatte im linken politischen Milieu einen allgegenwärtigen Pazifismus entstehen lassen. Radikaler links davon traf der  Slogan nun nicht nur auf Attituden sondern gelegentlich auch auf „fruchtbaren“ Boden, und wurde konkret wie in den 1920er Jahren verstanden: Jetzt, sofort, selbst, Glatzen in die Fresse hauen. Trau dich: Nicht Frieden, Gewalt der sich organisierenden NPD. Ideal zugleich zur Abgrenzung von den friedensbewegten Weicheiern und ostermarschierenden Eltern.

Antifaschismus 2011 – staunen wir zusammen
„Faschistinnen bekämpfen“, was für eine merkwürdige Parole. Zum einen verstehe ich den pseudoemanzipatorischen Imperativ nicht. Soll, wer auch immer, die weiblichen Faschisten beim, wie auch immer, Bekämpfen nicht vergessen?  Oder ist die Formulierung tatsächlich nur eine peinliche Anbiederung an die vermeintliche Zielgruppe der Antifaschistinnen? Und überhaupt, wie soll sich dieses Bekämpfen denn realisieren? Juristisch unangreifbar dürfte die Formulierung ja sein, aber entbehrt sie dabei nicht zugleich jeder konketen Handlungsaufforderung?

Niemand will einen NPD-Parteitag, keiner mag Glatzen
Wir haben Glück: Der Parteitag liegt ja schon vier Wochen zurück, das Plakat ist beinahe uralt. Niemand, kein Anwohner, keine Stadt, keine Gemeinde will einen NPD-Parteitag in ihrer Stadthalle. Auch diesmal hat sich die NPD die Veranstaltung gegen den Widerstand Northeims vor dem Landgericht Göttingen erstritten. Damit ist der Staat gehalten, die ordnungsgemäße Durchführung zu gewährleisten. Auch wenn die Veranstalter und NPD-Redner – auch meiner Meinung nach – durchweg bescheuerte Ansichten vertreten.

Wer hat am 22.05. wen bekämpft?
Die Veranstaltung, zu der das Plakat aufgerufen hatte, verlief laut ZEIT-ONLINE wie folgt:
„Von den Anti-NPD-Protesten in Northeim war an der Stadthalle nichts zu merken:  Von dem Gebäude abgeschirmt, protestierten etwa 1.200 Personen gegen den Landesparteitag in Northeim. Auf ihrer Demonstration rund um die Kernstadt machten sie ihrem Unmut Luft, bevor der Protestzug in ein Bürgerfest in der Northeimer Innenstadt mündete. Dort forderten u.a. Vertreter von Kirchen und Gewerkschaften ein Verbot der NPD und erteilten ihrer vermeintlich bürgerlichen Politik eine deutliche Absage. Diese Aussage hätten auch 400 weitere Personen unterschrieben, wären sie von der Polizei nicht daran gehindert worden, den Northeimer Bahnhof zu verlassen. Erst nach entsprechenden Durchsuchungen sollte es ihnen ermöglicht werden, zu der Demonstration stoßen. Die meist aus Göttingen stammenden Demonstranten lehnten dies ab und fuhren nach etwa 3,5 Stunden zurück in die Universitätsstadt – dort kommt es zu einer Spontandemonstration gegen das Polizeiverhalten. Im Nachhinein spricht ein Göttinger Sozialdemokrat von deutlichen Provokationen, ein deeskalierendes Verhalten sei nicht zu erkennen gewesen. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit rund 1.000 Beamten im Einsatz, darunter auch Kräfte aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt.“

Faktisch keine einzige Faschistin bekämpft
Urteilen wir vom Ergebnis her: Faktisch keine einzige Faschistin bekämpft. Nichts als Symbolpolitik, ein Phänomen der Ohnmacht. Die gesamte potenzielle Wirkmächtigkeit von  1.200 Demonstranten verpufft, nicht einem einzigen Nazi wurde auch nur ins Wort gefallen. Dafür dienstverpflichteten Polizisten das Wochenende versaut. Den Rechsstaat herausgefordert die Meinungsfreiheit der „Dummen“ gegen die „Guten“ zu verteidigen. Und dabei Hundertausende an Steuergeldern verbrannt.  Mein finaler Zwischenruf: „Faschistinnen bekämpfen“ ist – zumindest in dieser Form – sündhaft teurer Unsinn.

Nachtrag: Seine „Machttheorie“ entwickelte Heinrich Popitz in Vorlesungen und verschiedenen Essays, die gesammelt unter dem Titel „Phänomene der Macht“ (zuerst 1986, erweiterte Auflage 1992) erschienen sind. Bis heute ein überaus lesenwertes Meisterwerk deutscher Soziologie. >>> mehr dazu bei Wikipedia

zwischenrufer / 22.06.2011

Winfried Kretschmann – ehrlicher Querkopf Ministerpräsident in Baden-Württemberg

Winfried Kretschmann - grün-roter Ministerpräsident in Baden-Württemberg gewählt. Foto: www.gruene.de

Winfried Kretschmann - grün-roter Ministerpräsident in Baden-Württemberg gewählt. Foto: www.gruene.de

Von wegen wählen gehen nützt nichts.  Ende März  haben uns die Baden-Württemberger das Gegenteil bewiesen:  Die CDU, seit fast sechzig Jahren dominierende politische Partei im „Ländle“, wurde abgewählt.
Seit heute ist der Grüne Winfried Kretschmann, 62, einst Lehrer für Biologie und Chemie, Ministerpräsident der bundesweit ersten grün-roten Landesregierung.

Unterstützt wird Kretschmann von der SPD, deren Spitzenkandidat Nils Schmid wird Minister für Finanzen und Wirtschaft. Kretschmann sagte, Grün-Rot sei ein gemeinsames Projekt. „Ich freue mich auf ein gemeinsames Regieren mit unseren sozialdemokratischen Partnern.“ „Der Aufbruch in die Moderne dieses Landes beginnt“ kommentierte Schmid.

Zwei Oppositionsstimmen für Kretschmann
Bis zuletzt hatte man gebangt,  verfügen doch Grüne und SPD im Landtag  lediglich über 71 Stimmen, nur einer über der Mehrheit.  Doch am Ende hatten sogar zwei Oppositionspolitiker für Kretschmann gestimmt. Wahrlich ein historischer Tag in Stuttgart.

Claudia Roth platzt fast vor Stolz
Gäste  und Berichterstatter zeigten sich beeindruckt: „Grünen- Parteichefin Claudia Roth, auf der Besuchertribüne neben dem SPD-Urgestein Erhard Eppler platziert, wäre in diesem Moment vor Stolz beinahe aus ihrem knall-grünen Kostüm geplatzt. Und im Plenum tanzten manche Abgeordnete der Regierungsfraktionen vor Glück“  – ist bei Spiegel Online nachzulesen.

Hohe Erwartungen an die neue grün-rote Landesregierung
Hohe Erwartungen lasten auf Kretschmann und seinem unerwarteten grün-roten Regierungsexperiment. Außerhalb Baden-Württembergs weiß man wenig über die Person Winfried Kretschmann. Vielen gilt er als durch und durch ehrlicher Realo.

Wer ist Winfried Kretschmann?
Johanna Henkel-Waidhofer, deren Biografie über Kretschmann gerade erschienen ist beschreibt ihn im Interview mit dem Deutschlandradio:  „Er war immer sehr geerdet, und zwar sowohl in der eigenen Partei. (…) Aber er war immer sehr beißig. Er ist sicher sehr, sehr ehrlich. Er ist manchmal bis zur Grenze der fehlenden Strategie ehrlich und ich glaube, dass er zum richtigen Zeitpunkt auch mal auf den Tisch hauen kann. Jetzt wird sich weisen im Regierungsalltag, ob er diesen Zeitpunkt nicht durch die höhere Schlagzahl und durch den größeren Stress manchmal verpasst.“
Das vollständige Interview lesen oder hören Sie hier:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/1456205/

Sehr interessante biografisch-politische Fakten hat Spiegel-Online zusammengetragen
http://www.spiegel.de/thema/winfried_kretschmann/

Mehr zum neuen Kabinett folgt, versprochen.

zwischenrufer / 12.05.2011