DEUTSCHLAND, DEINE DEUTSCHEN (5)
Daniel Cohn-Bendit, Publizist und Politiker, Sohn aus Berlin geflohener jüdischer Deutscher, geb. 1945 in Montauban/Frankreich. Bis 1961 staatenlos, wählte er 1961 die französische Staatsbürgerschaft. 1968 als Aktivist der Studentenbewegung (“Pariser Mai-Revolte”) in die Bundesrepublik ausgewiesen. In den 1970er Jahren gehörte er zur Frankfurter Sponti-Szene. Von 1994-2014 wurde er – abwechselnd für die deutschen Grünen und die französischen Les Verts in das Europaparlament gewählt, 2002-2014 Fraktionsvorsitzender der Fraktion der Grünen im EP.
Bei youtube findet sich ein sehenswertes französischen Video aus dem Jahr 1982, aus dem auch das obige Haschisch-Zitat stammt. Zeitgeschichtlich interessanter ist das Video, weil es dokumentiert, mit welcher fatalen Leichtigkeit im Diskurs um die Enttabuisierung der Sexualität auch die Pädophilie (“ein erotisches Spiel”) gerechtfertigt wird. Da hilft auch der Hinweis auf das eingeworfene Haschischküchlein nicht, lieber Daniel, so blöd wird man von Cannabis nicht. Kinderschänder sind Gewalttäter! Die sexuelle Desorientierung bleibt ein “Gründungsmakel” der Grünen.
Das Video kann man nicht einbinden, ansehen lohnt, deutsche Untertitel. https://www.youtube.com/watch?v=M0qvkg2nzg8
Nicht schon wieder Dany-Bashing…
In diese seltsame Reihe der irgendwie staunenswerten Deutschen passt Daniel Cohn-Bendit sehr gut. Wie schade, dass es dann aber doch wieder hauptsächlich ums Dany-Bashing geht! Cohn-Bendit hat sich von Äußerungen wie in dem Interviewzusammenschnitt längst distanziert und dafür entschuldigt. Und er war selbst offenbar in seiner Erzieherpraxis nie übergriffig oder gar ein pädosexueller Täter – das haben damalige Kinderladenzöglinge und deren Eltern bislang glaubhaft versichert.
Allerdings agierte Cohn-Bendit auch als Sponti und Grüner noch bis in die 1980er Jahren hinein in seiner seit 1968 von ihm oft mit Bravour gespielten Rolle des linken Provokateurs und Wortführers. Und so glaubte er offenbar noch 1982 den damaligen, heute zurecht kritisierten Common Sense der libertären Linken über “sexuelle Befreiung” offensiv vertreten zu müssen. Dem antiautoritären Denken der 70er Jahre zufolge glaubte man, auch die Sexualität der Kinder vollumfänglich befreien zu müssen und übersah, dass man im Übereifer seines eigenen verbissenen Kampf gegen die Prüderie-Erbschaften der Adenauer-Ära die Grenzen einer kindgerechten Sexualerziehung verletzte.
Diese linkslibertären Desorientierungen einer möglichst schrankenlosen „sexuellen Befreiung“ vertraten aber noch vor den Grünen beispielsweise auch die Jungdemokraten und Teile der FDP oder die Humanistische Union. Insofern ist es ziemlich unausgewogen, dieses dunkle Kapitel der insgesamt aber keineswegs düstern “sexuellen Revolution” allein den Grünen anhängen zu wollen. Vielmehr wäre es ihnen eigentlich zu danken, dass sie so offen mit diesem Kapitel umgegangen sind und es vom Göttinger Institut für Demokratieforschung gründlich haben durchleuchten lassen.