Wir Deutsche haben definitiv ein Problem mit dem Deutschsein. Ich vermute das liegt daran, dass bis heute kein Konsens darüber besteht, was Deutschsein sein soll, was unser gemeinsames Deutschsein substanziell ausmacht.
Ich bin jetzt seit 50 Jahren Deutscher, sogar mit einschlägigem Uniabschluss. Und muss doch gestehen: Ich kann keinen von “christlich-jüdischer Tradition” geprägten Wertehorizont erkennen, vor dem Angela Merkel unser Land regiert. Noch verstehe ich, welches spezifische Deutschsein die Pegida-Demonstranten in Dresden verteidigen.
Was war das für ein schöner deutscher Fußball-Sommmer 2014. Und am Ende waren “wir” Weltmeister, verdient noch dazu. Wir waren allesamt schwarz-rot-gold. Das war mal kurz angenehmes gemeinsames Deutschsein.
Nur sieben Monate später tragen wieder deutsche Glatzen unsere Farben durch die Straßen – und ziehen Zigtausende Mitläufer an. Da ist es wieder, dieses “Deutschsein als gärendes Mischmasch” (Spiegel).
Die Idee für meine Serie DEUTSCHLAND, DEINE DEUTSCHEN entstand im Winter 2014/2015. Als eine Art öffentliches Reisetagebuch meiner Suche nach dem Deutschen in auf ihre Art wirkmächtigen Deutschen, erhebt sie keinen wissenschaftlichen Anspruch.
Abgeschlossen wurde meine Reihe zunächst 2016. Doch seit 2020 haben noch neue Texte hier Eingang gefunden, in denen es um weitere deutsche Einzelpersönlichkeiten geht, über die es kritisch nachzudenken lohnt.
Zuletzt hat der Black History Month 2021 die Perspektive bemerkenswert erweitert, indem afrodeutsche Lebensgeschichten in den Blick genommen wurden. Diese Texte laden so auf ganz besondere Weise dazu ein, über die Frage nach dem Sinn und Gehalt unserer nationalen Identität zu reflektieren.
Kommentare zu einzelnen Personen, Anregungen, thematische Ergänzungen, schlicht alles Konstruktive ist willkommen.
DEUTSCHLAND, DEINE DEUTSCHEN
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