Soso, 50 Milliarden US-Dollar soll Facebook wert sein? Mehr also als Ebay, Nokia oder die meisten deutschen Großkonzerne? Mit dieser unglaublichen Summe jedenfalls bewertet die US-Großbank Goldmann Sachs das sogenannte soziale Netzwerk – und soll, so SPIEGEL online, gleich einmal 450 Mio. US-Dollar für bescheidene 0,8% an Facebook hingeblättert haben. Reiche Kunden von Goldman Sachs sollen sich gar um die Anteile an dem 2003 von Mark Zuckerberg (Foto) gegründeten Unternehmens reißen.
Man reibt sich verwundert die Augen: Facebook hat zugegeben viele Nutzer. Aber Erwachsene können sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich bei Facebook einsame Kids und sog. Junggebliebene mit anderen einsamen Kids und sog. Junggebliebenen über das TV-Programm, die aktuellen Superstar-Kandidaten oder ähnlich infantile Themen austauschen – und das von den pfiffigen Machern zum “sozialen Netzwerk” gehypt wird. Und wo sich so viele zur werberelevanten Zielgruppe gehörende Menschen treffen, sind die Geschäftemacher natürlich nicht weit. Doch wie genau das Geschäftsmodell von Facebook künftig die Ertragsphantasien der Anleger realisieren will, ist unklar.
Spekulation oder Kaffeesatzleserei?
Bei nüchterner Betrachtung hat die US-Großbank Goldmann und Sachs, gegen die vor einiger Zeit sogar die deutsche Finanzaufsicht Bafin noch wegen Anlegerbetruges im Kontext der US-Immobilienblase ermittelte (und vielleicht noch ermittelt), daher lediglich eine halbe Milliarde US-Dollar Anlegerkohle in Facebook investiert. Und behauptet jetzt das sei ein mittel- und langfristig lohnendes Investment. Der Rest ist Spekulation. Oder eben “Kaffeesatzleserei”, wie der SPIEGEL einen nicht namentlich genannten Invesatmentprofi zitiert.
40 Dollarcent Gewinn pro Jahr und Kunde
Denn 200 Mio. US-Dollar Gewinn sind bei (selbst-)erklärten 500 Mio. Kunden eben pro Kunde auch nur 0,40 US-Dollar – im Jahr! Bei nüchterner deutscher Bewertung läge der Wert von Facebook daher – statt bei 50 Milliarden – lediglich bei 1,2 – 1,6 Milliarden. Und Goldmann Sachs hätte für seine 450 Millionen nicht klägliche 0,8 sondern satte 30% der Firmenanteile bekommen.
Erinnert sich denn keiner mehr an die erste, im März 2000 geplatzte Internet-Spekulationsblase? Die Volksverarsche mit den Telekom-Aktien? Oder Rupert Murdochs phantastischen 600 Mio. Doller-Fehlkauf MySpace?
(Nur aus prophylaktisch-rechtlichen Gründen ersparen wir uns hier mehrere Dutzend Namen einstmals aufstrebender Firmen des neuen Marktes, deren Gründer das Geld ihrer gleichermaßen euphorischen wie ahnungslosen Anleger gleich schubkarrenweise verbrannten.)
Facebook – so sympathisch wie Guido Westerwelle
Ich persönlich würde übrigens keinen Cent in Facebook investieren. Nicht nur weil mir Mark Zuckerberg und seine offen geäußerte Verachtung für den Datenschutz ungefähr so sympathisch ist wie Guido Westerwelle – sondern auch ähnlich vertrauenswürdig erscheint wie Till Eulenspiegel. Nein, ich wüßte nicht einmal, wofür ich auch nur einen Cent bei Facebook ausgeben sollte. Warum sollten das also andere tun? Ich finde, Facebook ist kein wirkliches soziales Netzwerk. Sondern eine moderne Simulationshilfe: Netzwerk statt Freundschaft, Kontakt statt Nähe. Matrix, kommunikatives Junkfood oder eben: Mist.
Kurzweil, Schnack, Freundschaft und Nähe
Wer auf Business-Kontakte setzt, ist bei XING gut aufgehoben. Mit Schulkameraden halten viele über stayfriends.de Kontakt. Wer einen Partner/eine Partnerin sucht möge mal bei einer der etablierten Partnerbörsen reinschauen, das soll schon häufiger gefruchtet haben. Allen anderen auf der Suche nach Kurzweil, Schnack, Freundschaft und Nähe empfehle ich persönlich ein frisch gezapftes Bier oder einen leckeren Wein mit realen Freunden in der nächsten Kneipe. Da ist die Kohle zudem gut angelegt. Prost.
zwischenrufer / 06.01.2011
Wichtig ist, daß immer einer vom anderen abschreibt und immer das gut findet, was der andere sagt, das gut wäre – das ganze noch in Schriftform “gezwitschert” und alle machen mit – steht doch da.
Wozu hat das menschliche Gesicht 26 Muskeln und 8 für die Mimik, Stimmbänder, die eine enorme Klangvielfalt haben, aber alles vergessen und in Buchstaben einsperren. Am besten noch in Denglisch und abgekürzt – ich verstehe es nicht!!!