Die Anfang August 2025 ausgestrahlte ZDF-frontal Dokumentation „Fake-Honig: Wie wir mit Zuckersirup getäuscht werden“, brachte endgültig ans Licht, was „der Handel“ deutschen Verbrauchern vielerorts und seit Jahren als Honig andreht: Süße Industrie-Plörre, eine zweifelhafte Mischung aus Importhonig, Zuckersirup und marginalen Beimengungen echten deutschen Honigs für ein laborgerecht-honigmäßiges Pollenprofil.
Opfer dieser skandalösen Verhältnisse sind zunächst die Verbraucher, die für ihr gutes Geld statt echtem Honig vielfach nur einen minderwertigen Brotaufstrich bekommen.
Opfer, wenn auch mittelbar, sind aber auch alle ehrlichen Imker, die sich möglichst buchstabengetreu an das deutsche Lebensmittelrecht halten. Denn auch ihr in wesensgerechter Bienenhaltung und oft mit viel Aufwand und Liebe entstandener Honig gerät in Verdacht.
Ehrlich, kaum etwas demotiviert mich als Imker mehr, als bei einer Verkostung meiner vielen leckeren Honige statt über Geschmacksnuancen, Kristallstruktur und Blühwiesenherkunft zu sinnen, mit Kunden oder Freunden über Honigverfälschung diskutieren zu müssen.
Zugleich hat sich der in Deutschland gebotene Großhandelspreis für Honig, vor allem „dank“ zollfreier Honigkontingente aus der Ukraine, in zwei Jahren halbiert. Wer von den weniger als Hundert verbliebenen deutschen Erwerbsimkern immer noch keine gleichermaßen stabile wie einträgliche Direkt-Vermarktungsstrategie gefunden hat, sondern seinen Absatz über den Großhandel sucht, wird die hauptberufliche Imkerei vermutlich bald aufgeben müssen.
„Die Politik“ wird an der Malaise nichts ändern. Der Deutsche Imkerbund (DIB) hat zahnlos „entscheidende Impulse zur Änderung der EU-Honig-Richtlinie“ angekündigt – während auf der APIEXPO, der Begleitmesse zum 49. APIMONDIA-Kongress vor wenigen Wochen in Kopenhagen, ausgerechnet chinesische „Honig-Exporteure“ offensiv um europäische Kundschaft buhlten.
Ehrliche Transparenz beim Imker im Ort
Dass es bislang keine konsensfähigen Analyse-Methoden für die Honigqualität gibt, ist mindestens peinlich für Lebensmittelkontrolle und Imkerverbände.
Dass es Menschen gibt, die des Reibachs willen ein einzigartiges Naturprodukt pervertieren, indem sie es mit industriell hergestelltem Zuckersirup verfälschen, macht mich wütend.
Trotzdem haben es Liebhaber echten deutschen Honigs nach wie vor einfach, ehrlichen Bienenhonig in höchster Qualität zu kaufen: Am besten direkt bei einem ehrlichen Imker im Ort – oder hilfsweise auf dem Wochenmarkt am Stand eines ehrlichen Erwerbsimkers aus der Region. Denn statt bürokratischer Herkunftsnachweise oder intransparenter Siegel steht hier der Lebensmittelproduzent und Bienenhalter persönlich für Qualität und Herkunft.
Allerdings hat diese erstklassige Qualität ihren Preis: Feincremige deutsche Honige aus der Frühtracht sind in aller Regel etwas günstiger und starten bei 6,50 EUR, für außergewöhnliche deutsche Sommer- und Sortenhonige sind Preise von 7,50 -12,50 EUR pro 500g-Glas durchaus angemessen.
Natürlich erscheint das vielen zunächst als „zu teuer“ – gerade wenn man bedenkt welche Preise derzeit im Supermarkt für sogenannten Honig aufgerufen werden.
Daher aus imkerlicher Sicht hier einige nachvollziehbare Argumente zum Unterschied zwischen, nennen wir ihn „Industriehonig“ und echtem deutschen Imkerhonig.
Honig als Ergebnis erfolgreicher Tierhaltung
Vor alle Honigernte stellt ein vernünftiger Imker die Gesundheit der von ihm geführten Bienenvölker. Denn nur gesund überwinterte Völker wachsen im Frühjahr zeitig genug auf, um zur Frühtracht bereits über eine angemessene Volksstärke zu verfügen. Spätestens Mitte April, das Winterfutter der Bienen ist aufgebraucht, setzt der Imker, über einem Trenngitter, das der Königin den Zugang verwehrt, erste Honigräume auf. Durch diese Betriebsweise ist gewährleistet, dass ALLES was die Bienen über dem Trenngitter an Nektar eintragen, zu Honig weiterverarbeiten und bei entsprechender Reife binnen weniger Wochen verdeckeln, ECHTER Bienenhonig ist.
Dass ein Imker überhaupt Honig abgeben kann, liegt schlicht daran, dass gut geführte Bienenvölker in den deutschen Frühling hinein nachgerade explodieren. Starke Wirtschaftsvölker mit Anfang Mai bis zu 50.000 Bienen vermögen über die Saison hin ein Vielfaches dessen einzutragen, was sie für im Dezember nur noch 10.000 Winter-Bienen als Winterfutter tatsächlich brauchen. Nur solche Bienenvölker kann der Imker während der Tracht mehrfach „bestehlen“. Die „Ernte“ trägt er in den Schleuderraum – und setzt den Bienen die ausgeschleuderten Honigräume möglichst schnell wieder auf.
Premium-Qualität als Ergebnis imkerlicher Betriebsweise
Natürlich füttern deutsche Imker ihre Bienen NACH der Saison mit „Zuckerwasser“ oder Rübensirup auf. Ohne Sommerfütterung würden Wirtschaftsvölker, also Bienenvölker von denen tatsächlich Honig geerntet wird, in unseren Breiten kaum über den Winter kommen. Der entscheidende Unterschied: Deutsche Imker füttern die Bienen, nicht die Kunden, mit „Zuckerwasser“.
In der Praxis füttern versierte Imker zwischen Juli-September, also nach dem Ende der Honigernte, ihre Bienen mit bis zu 20kg Zuckerwasser pro Volk auf. Die Bienen ziehen in dieser Zeit ihre langlebige Winterbienenpopulation auf, tragen dazu noch fleißig Pollen ein und arbeiten das zugegebene Zuckerwasser in aller Ruhe zu Futterkränzen um das immer kleiner werdende Brutnest um. Dieses Winterfutter ist in aller Regel bis zur Blüte der Salweiden im Frühjahr aufgebraucht bzw. wird spätestens beim Aufsetzen der Honigräume entnommen.
Zusammenfassend wird man also sagen können, dass die hier kurz skizzierte, in Deutschland weithin vorherrschende imkerliche Betriebsweise, die zu erlernen von den meisten Hobby-Imker übrigens mehrere Jahre intensiver Beschäftigung fordert, vor allem auf 1) eine wesensgerechte Bienenhaltung bei 2) maximaler Honig-Qualität abzielt. Bis ein deutscher Imker überhaupt in die Verlegenheit gerät, 3) eigenen Honig, z.B. am Rande des Dorffestes an Sie zu verkaufen, hat dieser Imker – den wenigen Imkerinnen geht es nicht anders – gewiss mehrere tausend Euro und viele Sommer Lebenszeit in seine persönliche Fortbildung investiert.
Sie als Verbraucher haben die Wahl
Mit dem Weltmarktpreis für gefälschte Honige, wird dieser imkernde Mitmensch hinter den ihnen auf dem Hoffest angebotenen Honig-Gläsern weder konkurrieren können, noch wollen. Allerdings, bitte bedenken sie das künftig, offeriert er ihnen gerade ein in bestem Einklang mit der Natur entstandenes, gesundes Lebensmittel aus – auch ohne Zertifikat – nachhaltig naturverbundener handwerklicher Produktion. Ein Lebensmittel, das er zuerst im Kreis der Familie verkostet, an Omas und Kinder verfüttert, zu ersten Tests an Nachbarn verschenkt hat. Dessen Qualität mit jedem Jahr merklich steigt – und das irgendwann endlich so gut auch genug viel ist, um es überhaupt öffentlich anzubieten.
Natürlich können sie auch weiterhin zum halben Preis Industrie-Plörre im Supermarkt kaufen. Sie alle sind mündige Verbraucher. Sie können ALLES ändern.
Ich bin nur ein bescheidener, wenn vielleicht auch wortgewaltiger Vorsitzender eines kleinen gemeinnützigen Imkervereins.
Waldkappel, den 7.10.2025
Martin Schuler, Vorsitzender
Imker am Hohen Meißner e.V.
https://www.klug-imkern.de/
https://www.schulers-lieblingshonige.de/








